3 Dinge, die du von einem bindungsängstlichen Partner lernen kannst

Wenn du diesen Artikel liest, gehe ich stark davon aus, dass du bereits Erfahrung im Kontakt mit einem Partner mit vermeidendem Bindungsstil gemacht hast. Falls du bei dir selbst einen vermeidenden Bindungsstil vermutest, kann dir dieser Artikel möglicherweise helfen, etwas mehr Einblick in dein Bindungsmuster zu bekommen.

Der Begriff „toxische Beziehung“ oder „toxischer Partner“ ist immer noch in aller Munde. Ich bin kein Freund von diesen Bezeichnungen, da sie in meinen Augen andeuten, dass uns unser Gegenüber etwas Böses will. Uns quasi mit seinem Verhalten vergiften will. Auch wenn sich dies leider oft in Beziehungen mit bindungsängstlichen bzw. vermeidenden Partner so anfühlen kann, möchte ich betonen, dass sich niemand ihren/seinen Bindungsstil bewusst aussucht. Meist entsteht der Bindungsstil bereits in der Kindheit und wird stark von frühkindlichen Erfahrungen geprägt. Bindungsängstliche bzw. vermeidende Partner sind auch nur Menschen, die im Grunde auch nur auf der Suche nach Liebe sind.

In diesem Artikel soll es darum gehen, wie du deine Erfahrungen aus dem Kontakt mit einem vermeidenden Partner für deine Entwicklung nutzen kannst. Auch ich habe eine solche Beziehung durchlebt und weiß nur zu gut, wie schmerzhaft diese Erfahrung sein kann. Ich bin unendlich froh, dass diese Zeit nun hinter mir liegt und ich einen Großteil meiner Wunden heilen konnte. Sollte es dir aktuell schlecht innerhalb so einer Beziehung gehen, lade ich dich hiermit ein weiter zu lesen, um deinen Schmerz in neue Kraft für dich und dein Leben zu verwandeln. Ein Perspektivwechsel kann dich raus aus der Opferhaltung und rein in einen selbstbestimmten und kraftvollen Zustand bringen.

Folgende 3 Dinge kannst du von deinem bindungsängstlichen Partner lernen

Erwartungen

In zwischenmenschlichen Bindungen werden wir immer wieder mit Erwartungen unseres Gegenübers konfrontiert. Unser Umgang mit diesen Erwartungen bestimmt zu einem großen Teil wie wohl wir uns in diesen Beziehungen fühlen. Ein sicher gebundener Mensch sieht sich mit den Erwartungen des Partners konfrontiert und ist weitestgehend bereit, diese Erwartungen zu erfüllen. Sollte eine Erwartung nicht erfüllbar sein oder der sicher gebundene Mensch die Erwartung nicht erfüllen möchte, so kommuniziert er dies liebevoll an seinen Partner und bietet vielleicht sogar eine Alternative an.

Bei einem vermeidenden Partner sieht das ganz anders aus. Bereits die leiseste Ahnung, dass der Partner eine Erwartung an uns hat, treibt den Vermeider bereits in den Rückzug. Am Stärksten zeigt sich dieses Verhalten wenn es um die Erfüllung emotionaler Bedürfnisse des Partners geht oder um Erwartungen, die eine Verhaltensänderung des Vermeiders verlangen. Hier macht der vermeidende Partner schlicht und einfach dicht. Sätze wie „mache deine Probleme bitte nicht zu meinen“ oder „ich bin nicht für dein Glück verantwortlich“ hast du vielleicht schon gehört. Natürlich ist es nicht die alleinige Aufgabe deines Partners dich glücklich zu machen, aber ein liebevoller und sicher gebundener Partner wird dir niemals ihre/seine Unterstützung verwehren und ist ehrlich an deinem körperlichen und seelischen Wohlbefinden interessiert.

Was kannst du nun also lernen? Zuallererst kannst du einen bindungsängstlichen Partner recht schnell enttarnen, indem du dessen Umgang mit deinen Erwartungen betrachtest. Stößt du dabei auf abblockendes, flüchtendes oder sogar aggressives Verhalten, kannst du davon ausgehen es mit einem vermeidenden Partner zu tun zu haben. Darüber hinaus kannst du dich einmal selbst reflektieren und schauen, wo du vielleicht selbst vermeidendes Verhalten zeigst. Machen dir die Erwartungen deines Partners Angst? Dann kannst du deine eigenen vermeidenden Anteile erkennen und gezielt deine Angst bearbeiten. Die größte Erkenntnis sollte jedoch sein, wie man es nicht macht. Also, dass Erwartungen ein Teil einer gesunden und liebevollen Bindung sind und die Erwartungen deines Partners keine Einschränkung für dich bedeuten.

Deine Gefühle als Kompass

Das Gefühl in einer Beziehung zu sein, die dir nicht gut tut, kann sehr schmerzhaft und verwirrend sein. Oftmals können wir gar nicht genau benennen, warum wir uns so schlecht in dieser Beziehung fühlen. Das vorherrschende Gefühl in einer Verbindung mit einem vermeidenden Partner ist, dass du dich selbst in der Verantwortung für deine schlechten Gefühle siehst. Zumindest erging es mir so. Da der Partner jegliche Hilfe bei der Verarbeitung deiner Unsicherheit ablehnt, bleiben alle negativen Gefühle ungelöst und allein auf deiner Seite der Beziehung. In einer gesunden Beziehung können durch Gespräche mit dem Partner viele Unsicherheiten aufgelöst und negative Gefühle miteinander reflektiert und somit ausgeglichen werden. Da sich dein vermeidender Partner hierfür nicht zur Verfügung stellt, wird der Berg an ungelösten und negativen Gefühlen meist größer und größer. 

Was kannst du nun also lernen? Vertraue deinen Gefühlen! Beziehung zwischen Menschen mit vermeidenden Bindungsstilen gehen IMMER mit Gefühlen der Unsicherheit, Angst und Anspannung einher. Im schlimmsten Fall kann sich darauf eine Depression entwickeln. Meist meldet sich nach gewisser Zeit auch dein Körper. Solltest du also bereits auf körperlicher Ebene Veränderungen an dir bemerken wie zB Gewichtszunahme oder -verlust, Verspannungen Schlafstörungen etc., dann ist es höchste Zeit dich aus dem Strudel der negativen Gefühle (und meist auch aus der Beziehung) zu befreien.

Lerne wieder dir selbst und deinen Empfindungen zu vertrauen und nehme deine Gefühle als Kompass wahr. Vor allem deine negativen Gefühle zeigen dir, wo etwas nicht stimmig für dich ist oder einfach nicht zu dir und deinem Leben passt. In Beziehungen ist es grundlegend, dass Anziehung nicht damit einhergeht, dass zwei Menschen auch wirklich zueinander passen. Lausche deinen Gefühlen und entscheide dich bewusst für dich und dein Wohlbefinden. Du hast immer die Möglichkeit deinen Partner miteinzubeziehen und über deine Sorgen und Ängste zu sprechen. Die Reaktion deines Partners darauf, wird dir Aufschluss über die Qualität eurer Beziehung geben. Hast du Angst dich deinem Partner zu offenbaren, darfst du auch das als Warnsignal erkennen. In Beziehungen auf Augenhöhe gibt es immer genügend Raum für emotionalen Austausch.

Loslassen

Eine der wichtigsten Übungen im Leben als Mensch ist in meinen Augen das Loslassen. Egal ob es sich um das Loslassen von Menschen, Ängsten, Sorgen, Groll, unerfüllten Wünschen und vieles andere geht. Wer das Loslassen trainiert, wird automatisch entspannter und gelassener. Gerade in unglücklichen Beziehungen fällt uns das Loslassen so unheimlich schwer. Da wir in unseren emotionalen Bindungen all unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen leben wollen und oftmals unerfüllte Bedürfnisse und Traumata aus unserer Kindheit an die Oberfläche holen, bieten unsere emotionalen Bindungen demnach auch viel Potential für Enttäuschung, Schmerz und manchmal auch Retraumatisierung. Viele Menschen versuchen in zwischenmenschlichen Beziehungen das Gegenüber zu kontrollieren oder auch zu manipulieren, um den eigenen Willen und die eigenen Bedürfnisse konsequent durchzusetzen. Du weißt sicher, wie unmöglich es sich teilweise anfühlt dein Gegenüber dazu zu bringen, das zu tun, was du gerade möchtest oder brauchst. Eine unendliche Quelle an Frustration und Unzufriedenheit tut sich hier auf. 

Was kannst du nun also lernen? Ganz einfach und simpel: Loslassen. Ich gebe zu, es klingt leichter als es ist. Aber durch kontinuierliche Praxis habe auch ich es vom ängstlichen Kontrollfreak zu einer entspannten und positiven Haltung geschafft. Yoga und Meditation haben mir dabei fundamental geholfen. Durch bewusste Entspannung des Körpers, Ausgleich des Geistes und der Gedanken als auch durch eine neue innere Grundhaltung, die sich eher auf das Positive als auf das Negative konzentriert. Aber auch das ist ein lebenslanger Prozess und kein fixes Ziel. Wie heißt ein schönes Sprichwort aus dem Yoga: Wenn du Losgelassen hast, dann lasse noch ein bisschen mehr los.

In Bezug auf deinen vermeidenden Partner kannst du sofort damit anfangen. Ich möchte bewusst erwähnen, dass einen Menschen loslassen nicht zwangsläufig bedeutet, dass du dich von diesem Menschen trennen musst. Durch das innere Loslassen wird automatisch wieder mehr Energie für dein eigenes Leben frei. Manchmal bewirkt sogar erst dieses Loslassen eine Änderung der Beziehung. Manchmal sorgt das Loslassen auch dafür, dass du die endgültige Trennung leichter vollziehen kannst. In jedem Fall wird dich das Loslassen deutlich freier machen und dir wieder mehr Handlungsspielraum verschaffen. In meinem Online Kurs „Trennung überwinden“ lernst du viele Techniken um in Liebe loszulassen und deine Lebenskraft neu zu aktivieren. Die Trennung von einem Partner sollte niemals die Trennung von dir selbst bedeuten.

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